Geschäftsführer der Kroschke Gruppe Felix Kroschke im Interview mit Konstantin Klein, CEO der getyourdrive GmbH. Wie startet ein Unternehmen die eigene Digitalisierung und wie sieht es im speziellen Fall der Automobil Branche aus? Lesen Sie im Interview welche Erfahrungen getyourdrive und Kroschke gemacht haben und welche Empfehlung Felix Kroschke für andere Unternehmen hat.
Die Kroschke Gruppe ist einer der größten Anbieter am Markt, wenn es um digitale Zulassung und Kfz-nahe Dienstleistungen geht. Unter dem Dacht der Gruppe befinden sich die Christoph Kroschke GmbH, die DAD Deutscher Auto Dienst GmbH, die DKT Deutsche Kennzeichen Technik sowie Kroschke Digital. Hier werden von der online Zulassung Ihres Kfz bis hin zum individuellen Kennzeichen alle Wünsche erfüllt.
Dank 500.000 Zulassungen jährlich (2019), ist der Name Kroschke bundesweit mittlerweile sehr bekannt – damit lässt Kroschke jedes siebte Auto in Deutschland zu.
Konstantin: Hallo Felix vielen Dank, dass du da bist und dir die Zeit genommen hast.
Felix: Hallo Konstantin. Vielen Dank für die Einladung.
Konstantin: Wir pflegen schon sehr lange eine großartige Zusammenarbeit im Bereich Zulassung. Jetzt wollen wir die Zusammenarbeit auf ein nächstes Level bringen und werden euer neues System „Ready2drive“ zur digitalen Zulassung in unsere Customer Journey einbinden. Erzähl uns doch bitte ein wenig darüber, wie ihr das Projekt umgesetzt habt, welche Hürden es gab und wo du noch Ausbaupotential siehst.
Felix: Ich sage immer, dass wir eine Art positiven Druck haben, einen Veränderungsdruck. Wir müssen unsere Existenzgrundlage für die Zukunft schaffen. Modelle verändern sich und auch unser Geschäftsfeld wird sich durch die Digitalisierungstendenzen im Zulassungswesen radikal verändern. Wir hängen stark an den gesetzlichen Vorgaben und behördlichen Prozessen. Deshalb ist das Thema digitale Zulassung aktuell noch mit Einschränkungen zu genießen. Hier und da haben wir bereits Schnittstellen die wunderbar funktionieren. Teilweise ist das Frontend schon voll digital und im Backend laufen dann noch die ein oder anderen manuellen Prozesse.
Ein zentrales Element, was auch getyourdrive implementiert hat, ist unsere B2B2C Lösung „Ready to Drive“ was so eine Art „Seamless Integration“ bietet, sodass sich der bestehende Verkaufsprozess beim Endkunden weitestgehend digital anfühlt. Ansonsten ist es so, dass wir auch auf behördlicher Ebene sehr stark unterwegs sind. Vor ein paar Jahren errichteten wir hier ein „Car Trust“. Die Blockchain Technologie ist eine prädestinierte Technologie, um Eigentumsrechte am Fahrzeug fälschungssicher nachzuweisen und verfolgbar zu machen.
Corona hat auch gezeigt, wie unglaublich wichtig das ist. Besonders in den ersten Wochen im März 2020, als viele Zulassungsstellen geschlossen haben oder auf eine Terminvergabe gegangen sind, was zu extremen Bottlenecks geführt hat. Dass zeigt nur wie stark dieser Digitalisierungsdruck ist.
Konstantin: Man kennt es ja, dass Zulassungsstellen eher nicht digital unterwegs sind. Wie nehmt ihr die mit an Bord?
Felix: Wir sind in einer Kooperation mit dem größten IT-Hersteller für behördliche Software und arbeiten an dem Thema der sognannten „Großkundenschnittstelle“, wo es um großvolumige Zulassungen geht, wie bei Autohändlern oder direkt bei den Herstellern. Wir haben gut 700 Zulassungsstellen in Deutschland. Aufgrund dieser kommunalen Verantwortung ist das Thema kompliziert. Gleichzeitig aber auch eine gute Chance für uns, weil wir als Lösungsanbieter dabei sein wollen und der größte Anbieter für Zulassung im privatwirtschaftlichen Bereich in Deutschland sind.
Konstantin: Ihr habt das Thema „Projekt digitale Zulassung“ als SaaS Lösung aufgebaut – was war der Gedanke dahinter?
Felix: Natürlich möchte man eine moderne Infrastruktur haben, das ist einfach State of the Art. Das bietet deutlich mehr Flexibilität, das Hosting wird vereinfacht und Releases können einfach eingespielt werden. Auch für die Kunden bringt eine SaaS-Lösung diese Vorteile, da kam nichts anderes für uns in Frage.
Konstantin: Wir bauen auch bei getyourdrive euer Tool zur digitalen Zulassung „Ready to Drive“ ein und sind in den letzten Zügen, es in unsere digitale Customer Journey einzubinden. Auf unserer Seite unterstützt uns da ein Entwickler. Wie seid ihr damit bei Kroschke Digital aufgebaut?
Felix: Wir sind als Kroschke schon früh in die digitale Projekt Entwicklung eingestiegen, und zwar mit der Gründung des Deutschen Autodienstes (DAD) innerhalb der Kroschke Gruppe. Es war damals Management Entscheidung, zu sagen wir wollen auch stärker in den Großkunden Bereich gehen. Da war im Kern der Bedarf auch damals schon Portale & Schnittstellen zu bauen. Es gab also schon damals den Bedarf IT-Kompetenz inhouse zu haben.
Konstantin: Getyourdrive gestaltet viele Services digital, um unseren Kunden eine nahtlos digitale Journey zu ermöglichen. Was sind deiner Meinung nach die nächsten Themen, die hier kommen werden? Wenn man zum Beispiel an das Nummernschild denkt, dass uns seit Beginn des Automobils begleitet, ist das digitale Nummernschild der nächste Trend?
Felix: (lacht) Die Frage muss kommen, denn die kommt immer, aber das ist eigentlich nicht die Frage für uns, ob das Nummernschild digitalisiert wird oder nicht. Daran glauben wir nicht wirklich. Es gibt Länder, wo es dies schon gibt, Kalifornien und in den Emiraten beispielsweise.
Wenn wir uns stärker, und das wird kommen, in das Autonome Fahren entwickeln und Fahrzeuge untereinander und mit der Umwelt kommunizieren und interagieren gibt es den Bedarf für dieses physische Nummernschild eigentlich überhaupt nicht mehr, dann musst du es auch nicht digitalisieren. Im Wesentlichen hat es eine Sicherheits-Komponente: es geht um Sichtidentifikation, wenn ein Unfall oder ein sonstiges Verkehrsvergehen stattgefunden hat. Dieser Bedarf wird sich relativieren. Wie schnell wird das Gehen mit dem Autonomen Fahren? Letztlich gibt es da kein einheitliches Bild, ich glaube das wird schneller gehen als wir uns das vorstellen können. Da wirst du auch ein bisschen den iPhone-Effekt haben, wo auch viele gesagt haben: „wozu brauchst du denn Internet auf dem Handy, das nutzt keiner!“. Und so ist es auch mit dem autonomen Fahren. Wenn du einmal den Komfort erlebt hast und auch eine kritische Masse um dich herum das macht, dann willst du das auch.
Das Nummernschild wird also nicht die Frage sein. Ein digitales Nummernschild zu entwickeln, ist vielleicht ein nettes Gimmick aber da glauben wir nicht so richtig dran.
Konstantin: Auf jeden Fall sind wir beide für die Zukunft sehr gut aufgestellt und aufgestellt ist auch das Stichwort für meine nächste Frage: Es sind viele Unternehmen, gerade in der Automotive-Branche, dabei, sich digital aufzustellen. Was wäre dein Tipp wie man mit der Digitalisierung startet?
Felix: Also ich glaube ein wichtiger Grundsatz ist, dass man nicht sagen sollte: jetzt ist es zu spät. Ich höre immer: „jetzt ist der Zug abgefahren, wir hätten uns damit schon vor 5, 6 oder 10 Jahren beschäftigen müssen“. Ein zu spät gibt es meines Erachtens nicht, dass ist dann eine Frage des Mutes zu sagen: „okay wir holen das jetzt auf“ und auch Geld in die Hand zu nehmen und auch das Risiko zu laufen, dass du auch mal Geld falsch investierst. Du darfst nicht 10 Jahre warten, um das zu erkennen, sondern musst iterativ vorgehen und relativ schnell für dich erkennen was funktioniert. Aber es muss der Mut da sein zu investieren, Entscheidungen auch wieder zu korrigieren und nicht eitel zu sein. Das sind Erfahrungen, die wir auch gemacht haben. Um Sprünge nach vorne zu machen, machst du auch Fehler, das ist ganz normal. Wenn du da zu konservativ ran gehst und alles zu 150% durchdenkst, wird das immer zum Nachteil der Geschwindigkeit und Agilität gehen. Dementsprechend kann ich immer nur den Tipp geben mutig zu sein, Geld in die Hand zu nehmen und dann auch mutig zu sein die Fehler zu korrigieren die man gemacht hat.
Konstantin: Felix, vielen Dank für die Spannenden Antworten und für deine Zeit
Felix: Sehr gerne.